Piloted Dualski - eine kleine Historie warum wir diesen Ski fahren.

Für alle, die lieber kleine Videos ansehen als Text zu lesen, sind hier die drei Links zu unseren youtube-Filmchen:
1. Piloted Dualski und Telemark, 2011
2. Dualski Freeride im Montafon - piloted ski and Kaiserwetter, 2013
3. Tessier Dualski im Montafon, 2015

Und nun folgen unsere Argumente was im Winter erreicht werden kann.

Die erste und grundlegende Frage ist: Warum soll ein rollstuhlfahrendes Kind auf die Skipiste und in kalte Sessellifte sitzen. Simon beantwortet diese Frage deutlich.

Auch nach zehn Jahren aktivem Wintersport, dabei im fünften Winter mit dem Dualski, sind wir sicher, dass alle Kinder die Berge erleben dürfen. Familienleben, Integration oder Inklusion - vielleicht eine Frage des Standpunktes - sicher keine Frage der Lebensfreude.

Seit November 2015 ist Richard ausgebildeter Betreuer für Sitzskilauf, CP-Skilauf und dank der ausgezeichneten Ausbilderinnen Gerda und Bettina auch bewandert im selbständigen Monoskilauf.

Die zweite, beinahe genauso grundlegende, Frage ist: In Welchem Gelände möchte ich mich bewegen? Rodelhang oder Skipiste. Zu Fuß oder mit Lift/Bahn.
Und abschließend die dritte Frage: Welches Sportgerät eignet sich für mein Kind?
Rodelschlitten - geführter Schlitten - Bi-Ski - Dualski - Monoski - Snowboard

Rodelschlitten sind schön, sind schnell und machen Spaß - wenn Fahrer und Beifahrer zu Fuß den Berg erklimmen können oder eine Seilbahn den bequemen Aufstieg ermöglicht. Die Montafoner Rodelbahnen sind getestet und für herrlich schön befunden. Aber für Rollifahrer älter als 7 Jahre wird der Aufstieg mühsam und die gemeinsame Koordination von Pilot und Passagier schwieriger.

Stufe zwei: Geführter Schlitten. Der Passagier sitzt auf dem Schlitten, der Pilot fährt auf einem Nachläufer mit und steuert mit dem Lenker. Hier der Snow Comfort von KHW:

Der Snow Comfort eignet sich gut für Rodelpisten und ganz hellblaue Skipisten. Laut Hersteller trägt er Passagiere bis 100 kg. Der Fahrer steht hinten auf einem kleinen Schlitten mit Fußbremse, und lenkt das Gespann mit dem Griff. Geradeaus auf sanften (Rodel)Pisten ist der Spaßfaktor sehr groß. Von PilotInnen mit guter Balance oder mit selbst bremsendem Passagier können auch sehr leichte Skipisten befahren werden. Schrägfahrten und schnelle Kurven sind in dieser Konstruktion nicht vorgesehen.
Wir habe folgende Dinge nachgerüstet:
Bandschlinge vom Lenker zum Handgelenk - falls der Pilot stürzt.
Fahrradbremsgriffe und Bremszug zu den Handbremsen - weil Simon nicht selbst bremst.
Einfaches Sitzpolster am Po und den Armlehnen, 4-Punkt-Gurt, Rolliwintersack.
Fazit: Sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis, der Name ist Programm: Snow Comfort!
Haken: Fußbremse bricht ab, Piloten über 80 kg sollten den Nachläufer verstärken.

Stufe drei, wir verlassen die Rodelbahn und wechseln auf die blaue Skipiste. Zwei echte Ski - Bi-Unique aus den USA:

Der Biski Bi-Unique stellt zwei asymetrische Ski in den Schnee, darauf baut eine Rahmenkonstruktion auf, die das schräge Abkippen bei vollem Kantenkontakt ermöglicht und den Sitz trägt. Der Pilot folgt dem Schlitten und steuert über die Schräglage. Das selbständige Fahren ist möglich, oft wird der Biski als Einstieg ins Monoskifahren verwendet.
Der Transport im Schlepplift und im Sessellift ist möglich.
Durch seinen niedrigen Schwerpunkt ist der Biski recht leicht zu steuern und auf blauen Pisten sicher zu bewegen. Durch den niedrigen Schwerpunkt sitzt der Rahmen bei Kurvenfahrt aber früh im Schnee auf. Steile Pisten sollten gemieden werden, können aber mit Schrägfahrtechnik abgerutscht werden.
Fazit: echtes Pistegerät, leicht zu steuern, leicht zu lernen, verschiedene Sitzschalen verfügbar, auch selbständig fahrbar.
Haken: Kein Stoßdämpfer deshalb nur für gut gewalzte Pisten geeignet, eigenwillige Ski mit eigenwilliger Bindung, Vertrieb und Ersatzteile aus USA, für Sessellift sind zwei Helfer notwendig, Schleppliftfahrten mit leichtem Passagier fühlen sich anfangs wild an.

Die Oberklasse, echte Ski für echte Pistenfahrer: Pilotierter Dualski von Tessier:

Die Französische Firma Tessier baut seit einigen Jahren verschiedene Wintersportgeräte für Skifahrer mit Handycap. Vom Schneekart bis zum Monorennski werden viele Bereiche abgedeckt.
Der Dualski ist ein Freizeitwintersportgerät mit großer Anwendungsbreite:
zwei Ski
ein Stoßdämpfer
eine Mechanik
ein Rahmen
ein Sitz
ein Pilotengriff
fertig

Je nach Sitzschale, Stoßdämpfer und Ski kann der Dualski an das Fahrkönnen, das Alter, die Größe und das Gewicht angepaßt werden. Wir fahren den hohen Sitz mit Pilotenzubehör. Unser Ski ist für Passagiere bis ca. 80 kg mit Unterstützung von nur einem Piloten fahr- und liftbar.

Komfortklasse 1:
Schalensitz formschaumgepolstert,
4-Punktgurt,
vollgefederte Einarmschwinge,
Rossignol Slalomski.

Sportklasse 1:
Die Kippmechanik in Kombination mit der Federung und den normalen Ski erlaubt das Fahren auf Pisten jeder Klasse. Der bewegliche Steuerbügel gibt dem Piloten die Freiheit zur eigenen Fahrtechnik je nach Situation.

Das Gesamtsystem ist für den Einsatz im Skigebiet gebaut. Sessellift und Schlepplift können ohne weiteres vom Dualskifahrer und einem Partner benutzt werden, unabhängig von Gewicht und Größe des Passagiers.

Die ausgefeilte Technik erlaubt große Bewegungsfreiheit und viele Möglichkeiten. Das Fahren mit dem Dualski sollte gerade deshalb auch für den Piloten in Ruhe und mit fachkundiger Unterstützung geübt werden. Je nach Fahrkönnen wird eine Einweisung von 3 Stunden bis zwei Tagen empfohlen. In Französischen Skigebieten und auch teilweise in der Schweiz wird ein Nachweis über die Ausbildung am Gerät erwartet.

Fazit: Technisch fast perfekt ausgereift, komfortabel und mit großem Spaßfaktor. Rolli an der Gondelbahn parken, auf den Ski umsteigen und gemeinsam die Pisten räubern!
Skilauf ist mit der ganzen Familie möglich!
Haken: Der Preis; für Ausleihe kaum verfügbar; schwer; braucht Platz beim Transport und kann nicht auf den Dachträger.

Sucht Ihr mehr Info zum Dualski oder wollt ihr darüber Fragen stellen, dann antworte ich gerne auf eMails an den Autor.

Die Skischule Tegernseer Tal unterrichtet neue Piloten und verleiht den Sitzski. Der österreichische Monoskihersteller Praschberger hat die Geräte von Tessier für ausgebildete Nutzer inzwischen ebenfalls im Verleih und Verkauf.